Eine Woche lang sollte es mit der Familie an den Gardasee gehen. Ganz klar wollte ich die Gelegenheit nutzen und informierte mich über die Möglichkeiten für das Fliegenfischen im See. Dabei war immer wieder zu hören und zu lesen, dass es dort viele starke Döbel geben sollte, die jedoch sehr vorsichtig wären und man sich glücklich schätzen könne, wenn man drei Fische am Tag zum Biss verleiten kann. Alles klar: Fische gibt es und fangen lassen sie sich auch. Nur müssen offenbar die Präsentation und somit auch die Rute gut passen.
Überlegen musste ich nicht lange. Denn angesichts der offenbar nötigen feinen Vorfachspitze kam für mich nur die Orvis Superfine Glass in Schnurklasse 3 in Frage. Die geschmeidige Aktion hatte unter anderem zum erfolgreichen Landen einer 50er Regenbogenforelle beigetragen und sollte somit auch auf große Weißfische gute Dienste leisten. Als Rolle kam die optimal passende Orvis C.F.O. II zum Einsatz, bespult mit einer WF 3 F aus gleichem Haus.
Es gab einen Schlupf von kleinen Eintagsfliegen mit weißem Körper. Somit wählte ich eine 18er Trockenfliege aus meiner Äschenbox – weißer Körper mit Grizzly-Hechel. Sie sollte ideal passen, was sich auch bestätigte. Die Fische, die im klaren Flachwasser schnell als Döbel identifiziert waren, schwammen in Rudeln umher, weshalb ich die Fliege an einer 0,12er Vorfachspitze ein Stück vor ihnen in der vermuteten Schwimmrichtung sachte platzierte. Mehrfach ging die Rechnung auf, allerdings konnte ich nur kleinere Fische bis knapp über 30 Zentimeter fangen. Irgendwann zogen die Döbel weiter hinaus außerhalb meiner Reichweite und es wurde zeitgleich schnell dunkler, was das Beobachten der Fliege irgendwann so gut wie unmöglich machte.
Deshalb knotete ich einen 10er Rehhaar/Kaninchenfell-Streamer an, der bereits viele Fische gebracht hatte. Auch damit kam die Glasrute gut zurecht. Der erste Fisch war eine größere Rotfeder, die fast komplett silbrig gefärbt war – von roten Flossen keine Spur. Dann ging eine längere Zeit nichts mehr.
Jetzt wollte ich nur noch zwei oder drei finale Würfe machen, als es geschah. Wumm – ein massiver Zug an der Schur und ein Fisch hatte sich weitgehend selbst gehakt. Die Orvis verbeugte sich tief und ein großer Wirbel im Wasser zeigte ebenfalls, dass ein größeres Exemplar eingestiegen war. Im seichten Wasser flüchtete mein Gegner im letzten Büchsenlicht auf eine Gruppe von Felsen zu und zog mir lose Schnur durch die Finger. Aber es gelang, die Flucht zu bremsen. Sehr beruhigend war dabei die Sicherheit, die mir die bestens dämpfende Aktion der Rute trotz dünnem Vorfach gab.
Meiner Tochter, die in der Nähe saß, rief ich zu, dass sie meinen Sohn rufen sollte, da mir eine Handlandung bei schlechter Sicht zu riskant erschien. Kurz darauf kam er mit dem Kescher gelaufen und brachte das Netz in Position. Nach zwei weiteren Fluchten und stoischem Kämpfen auf der Stelle war es so weit: Ich zog den noch immer nicht identifizierten Fisch über die Maschen und ich konnte endlich aufatmen. Oha – das war tatsächlich ein besserer Döbel: 51 Zentimeter zeigte das Maßband bei dem sicherlich vier Pfund schweren Exemplar. Einmal mehr hatte sich die Superfine Glass als genau richtige Wahl erwiesen – mal sehen, was als Nächstes kommt …
Frank Weissert
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